Atmung
Diese Seite beschäftigt sich mit dem Aufrechterhalten der Atmung.
Neben dem Blutkreislauf ist das Sicherstellen der Sauerstoffversorgung oberste Priorität. Sie kann abreißen, wenn entweder die Atemwege versperrt sind oder die Lungen des Patienten verletzt wurden.
Diagnose
Pulsoximetrie
Der Sauerstoffgehalt des Blutes kann am leichtesten mit einem Pulsoximeter eingesehen werden, siehe dazu Erste Hilfe. Dieses gibt die Sauerstoffsättigung des Blutes durch Messung an einer Fingerkuppe mittels Pulsoximetrie an. Dabei wird die Fingerkuppe vom Pulsoximeter mit Licht durchleuchtet, aus dem Absorptionsverhalten des Blutes kann man seinen Sauerstoffgehalt berechnen. Der bestimmte Wert wird in % SpO₂ angegeben. O₂ steht dabei für Sauerstoff, S für saturation (Sättigung) und p dafür, dass der Wert pulsoximetrisch festgestellt wurde.
Ohne Pulsoximeter
Ist kein Pulsoximeter vorhanden, kann man nach Symptomen einer Zyanose Ausschau halten (Examine Patient » (Kopf) Check Cyanosis). Diese sind eine bläuliche Verfärbung der Lippen, Haut, Schleimhäute und Fingerspitzen. Man kann beliebige Körperteile auf Zyanose untersuchen, es empfiehlt sich allerdings der Kopf. Mit Tourniquet abgeschnürte Körperteile werden immer Anzeichen einer Zyanose aufweisen, da ihre Blutversorgung abgeschnitten ist.
Werte und Symptome
- No Cyanosis: 90 bis 100 % SpO₂
- Slight Cyanosis: 75 bis 90 % SpO₂
- Mild Cyanosis: 66 bis 75 % SpO₂
- Severe Cyanosis: 0 bis 66 % SpO₂
Eine Sauerstoffsättigung von 62 % SpO₂ ist tödlich, auch milde Symptome einer Zyanose sollten daher sehr ernst genommen werden.
Behandlung
Um die Sauerstoffversorgung wiederherzustellen müssen die Atemwege freigemacht und freigehalten werden sowie Lungenverletzungen ausgeschlossen bzw. behandelt werden. Liegen keine schwereren Torsoverletzungen vor, kann man zunächst davon ausgehen, dass auch die Lunge unverletzt ist.
Atemwege
Mittels Examine And Treatment » Airway Management » (Kopf) Check Airways lassen sich die Atemwege untersuchen.
- Airways clear: Die Atemwege sind frei. Patient in stabile Seitenlage bringen (Advanced Treatments » (Torso) Establish Recovery Position). Fällt der Sauerstoffgehalt dennoch, liegt höchstwahrscheinlich eine Verletzung der Lungen vor.
- Airways obstructed / occluded: Die Atemwege sind verstopft oder versperrt. Durch Überstrecken des Kopfes (Hyperextend Head) und ggf. mehrfaches Bewegen des Kopfes (Head Turning) können sie frei gemacht werden (erneut prüfen!).
- Medical Suction Needed: Mittels Accuvac die Atemwege frei machen.
Achtung: Die stabile Seitenlage verhindert, dass die Atemwege erneut versperrt werden, etwa durch Rutschen der Zunge in den Hals. Es ist allerdings noch möglich, dass der Patient sich übergibt und das Erbrochene die Atemwege verstopft (siehe nötigenfalls Ondansetron). Außerdem macht die Seitenlage das Durchführen einer Herz-Lungen-Wiederbelebung sowie einer Vielzahl weiterer Behandlungen unmöglich, sie muss dafür abgebrochen werden. Auch, wenn der Patient getragen, gezogen oder in ein Fahrzeug verlegt wird, bricht die stabile Seitenlage ab.
Hinweis: Mithilfe eines speziellen Tubus wie dem Guedel-Tubus oder des King Larynxtubus können die Atemwege auch beim Transport durch Ziehen oder Tragen offen gehalten werden. Diese können nicht eingesetzt werden, während sich der Patient in stabiler Seitenlage befindet.
Lungen
Wird die Lunge verletzt, kann Luft und gegebenenfalls Blut in den Raum zwischen die Lunge und den Brustkorb (Pleurahöhle) gelangen und von außen Druck auf die Lunge ausüben. Im schweren Fall kann sie sich nicht mehr ausdehnen und die Atmung wird behindert, dann liegt ein Pneumothorax oder Hämothorax (dt. Luftbrust bzw. Blutbrust) vor. Ob und welche Form genau, kann mit dem Stethoskop erhört werden (Auscultate Lung Sounds). Kurzatmigkeit deutet auf eine Form des Pneumothorax hin, während ein kratzendes Geräusch auf einen Hämothorax hinweist. Es kann auch mehr als eine Verletzung gleichzeitig vorliegen.
Beide Verletzungen werden mit einem Thoraxverschlusspflaster behandelt. Dieses fungiert als Einweg-Ventil, lässt also Luft und Flüssigkeit aus dem Brustkorb entweichen, versiegelt ihn aber von außen und schützt vor Schmutz und Krankheitserregern. Gegebenenfalls müssen Flüssigkeitsansammlungen oder Luftdruck durch gezielte Punkturen abgelassen werden.
Pneumothorax
Behandlungsabfolge:
- Thoraxverschlusspflaster (Chest Seal)
- erneut Atemgeräusche abhören
bei gleichbleibendem Geräusch:
- Lungendekompression mit AAT-Kit (Needle Decompression). Kann fehlschlagen, daher
- erneut Atemgeräusche abhören
Hämothorax
Behandlungsabfolge:
- Thoraxverschlusspflaster (Chest Seal)
- Flüssigkeitsdrainage mit AAT-Kit (Fluid Draining)
- erneut Atemgeräusche abhören