Medikamente
Diese Seite enthält Medikamente, ihre Wirkung und Hinweise zu Dosierung und Wechselwirkungen. Wann und wie genau sie zur Anwendung kommen, erklären die speziellen Seiten zu den Behandlungen.
Allgemein nehmen alle Medikamente auf mehr als eine Weise Einfluss auf den Zustand des Patienten, zum Beispiel indem sie die Viskosität (Dicke) des Blutes beeinflussen. Dickeres Blut führt dazu, dass ein Patient langsamer durch Verletzungen Blut verliert, verlangsamt aber auch die Flussrate von Infusionen. Fast alle Medikamente beeinflussen Herzrate und Blutdruck. Beim verabreichen von starken Medikamenten sollte man daher besonders die Herzrate einen Moment beobachten.
Die Angabe relative Stärke bei Schmerzmittel gibt die Stärke verglichen mit Fentanyl (dem stärksten Schmerzmittel) an.
Basismedikamente
Medikamente, die als Autoinjektoren mitgeführt werden, bedürfen keines Zuganges für die Verabreichung und können daher auch von Nichtsanitätern angewandt werden.
Morphin-Autoinjektor
Schmerzmittel (relative Stärke: 0,8). Wirkt Blutverdünnend, senkt Herzrate. Stark, leicht überzudosieren (Überdosis-Therapie mit Naloxon). Nicht mehr als eine Gabe pro 10 Minuten.
Painkillers (dt. Schmerztabletten)
lindern Schmerzen (relative Stärke: 0,3). Heben den Blutdruck leicht (unbedeutend, solange keine große Menge verwendet wurde). Sollten zur Behandlung leichter Schmerzen Morphin vorgezogen werden. Können auch von Soldaten eigenständig ohne größeres Risiko eingenommen werden. Kann bei versehentlicher Bluttransfusion mit falscher Blutgruppe lebensrettend wirken (siehe Transfusion von Blut).
Epinephrin-Autoinjektor (Adrenalin)
hebt die Herzrate, kann auch Behandlung von Morphin-Überdosen unterstützen.
Adenosin-Autoinjektor
senkt die Herzrate, kann zur Behandlung von Epinephrin-Überdosen verwendet werden.
Koffein
verbessert die Ausdauer, hebt die Herzrate leicht. 15 Dosen pro Packung, verbleibt 30 Minuten im Körper. Maximal sechs Dosen.
Infarkttherapie
Medikamente zur Behandlung von Herzstillständen.
Die Antiarrythmika Amiodaron und Lidocain stabilisieren das Membranpotential des Herzmuskels und verringern dadurch seine Erregbarkeit. Dies hilft, Kammerflimmern zu behandeln, wenn der Herzmuskel krampft. Bei einer Asystolie sind sie kontraindiziert.
Amiodaron
Klasse III Antiarrythmikum, bis zu 2,5 Mal so wirksam wie Lidocain. Verbessert die Erfolgswahrscheinlichkeit des Defibrillators für Patienten in einem defibrillierbaren Zustand. Verursacht in einem von drei Fällen eine Bradykardie. Empfohlen ist eine Gabe pro Patient.
Lidocain
Klasse Ib Antiarrythmikum. Verbessert die Erfolgswahrscheinlichkeit des Defibrillators für Patienten in einem defibrillierbaren Zustand. Empfohlen, wenn Amiodaron keine ausreichende Wirkung zeigt.
Atropin
zur Behandlung von Bradykardien. Hebt die Herzrate wesentlich.
Chirurgie
Die folgenden Medikamente ermöglichen das Operieren von Brüchen, siehe dazu Behandlung von Brüchen.
Etomidat
Anästhetikum (verursacht Bewusstlosigkeit), unterdrückt Schmerz, vermindert Herzrate. Verbleibt 45 Sekunden im Körper, maximal 10 Dosen.
Lorazepam
vermindert Blutdruck, wirkt sedierend (ermüdend).
Flumazenil
hebt die Wirkung von Lorazepam auf.
Spezialisierte Medikationen
Die nachfolgenden Medikamente können in speziellen Situationen sehr nützlich sein, sind aber nicht essentiell und sollten daher nur in begrenzten Mengen mitgeführt werden. Im Zweifelsfall sollten stattdessen mehr Bandagen, Infusionsbeutel, Kanülen, etc. der Vorzug gegeben werden.
Ammonium Carbonat
Inhalat, kann stabile Patienten aus der Bewusstlosigkeit holen. Wird am Kopf angewendet.
Naloxon (NARCAN)
Morphin-Antagonist, genutzt zur Therapie von Morphin-Überdosierungen. Eine Gabe Naloxon hemmt die Wirkung einer Gabe Morphin. Verhindert negative Effekte durch Überdosierung, hebt aber auch die schmerzlindernde Wirkung von Morphin auf. Kann auch bei Fentanyl- und Nalbuphin-Überdosen abgewandt werden.
Tranexamsäure (TXA)
treibt die Blutgerinnung voran und verbessert den Wundverschluss von Bandagen. Äquivalent zur Anwendung von QuikClot-Bandagen auf alle Körperteile, alle sechs Sekunden. Die Gesamtwirkdauer beträgt zwei Minuten. Höchstens drei Gaben.
TXA und EACA können den Zugang, über den sie verabreicht werden, verstopfen. Zugänge können über inspect catheter untersucht und gegebenenfalls mit flush saline freigespült werden.
ε-Aminocapronsäure (EACA)
treibt die Blutgerinnung voran und verbessert den Wundverschluss von Bandagen. Äquivalent zum Nähen eines Verbunds pro sechs Sekunden. Verbleibt zehn Minuten im Körper. Höchstens zehn Gaben.
TXA und EACA können den Zugang, über den sie verabreicht werden, verstopfen. Zugänge können über inspect catheter untersucht und gegebenenfalls mit flush saline freigespült werden.
Norepinephrin
hebt den Blutdruck (Vasopressor) und die Herzrate. Wird über einen Zugang verabreicht. Verdickt das Blut.
Nitroglycerin
senkt den Blutdruck (Vasodepressor). Wird über einen Zugang verabreicht. Verdünnt das Blut.
Phenylephrin
hebt den Blutdruck bei gleichzeitiger Sekung des Pulses. Wird über einen Zugang verabreicht. Verdickt das Blut stärker als Norepinephrin.
Ondansetron
verhindert, dass ein bewusstloser Patient sich übergibt. Nützlich, wenn die Atemwege nicht durch eine Güdel-Röhre o.Ä. gesichert werden können. Wird über einen Zugang verabreicht.
Fentanyl
Schmerzmittel (relative Stärke: 1). Senkt Herzrate und Blutdruck. Sehr stark, sehr leicht überzudosieren (Überdosis-Therapie mit Naloxon). Nicht mehr als zwei Gaben pro 15 Minuten. Kann die Farbwahrnehmung beeinträchtigen.
Ketamin
Schmerzmittel (relative Stärke: 0,8). Hebt Herzrate und Blutdruck. Nicht mehr als vier Gaben pro 15 Minuten. Kann die Farbwahrnehmung beeinträchtigen.
Nalbuphin
Schmerzmittel (relative Stärke: 0,6). Senkt Herzrate und Blutdruck. Überdosis-Therapie mit Naloxon. Nicht mehr als vier Gaben pro 15 Minuten.
Rangfolge der Schmerzmedikamente
In absteigender Reihenfolge ist die Stärke der Schmerzmittel: Fentanyl, Morphium, Ketamin, Nalbuphin und Schmerztabletten.
Siehe auch
- Erste Hilfe
- Behandlung von Herzstillständen
- Narkose bei Operationen