Blutkreislauf

Diese Seite beschäftigt sich mit dem Aufrechterhalten des Blutkreislaufes.

Das Stoppen von Blutungen ist immer eine der ersten Aufgaben beim Versorgen eines Patienten. Dabei gebraucht man zunächst vorrangig Tourniquets. Verbinden von Wunden und Nähen sind zeitaufwändige Behandlungen, welche durchgeführt werden, wenn der Patient bereits weitgehend stabilisiert ist. Eine Ausnahme davon bilden Verletzungen von Torso und Kopf, da diese Körperteile nicht mit Tourniquets abgeschnürt werden können.

Wundversorgung

Im Allgemeinen sind Avulsionen (avulsions, abgerissenes Gewebe) und Splitter- bzw. Projektilwunden (velocity wounds) die am stärksten blutenden Wunden, gefolgt von Schnitt- und Platzwunden (cut, laceration). Die verbleibenden Verletzungen verursachen nur leichten bis gar keinen Blutverlust.

Zur Versorgung der diversen Verwundungen steht eine breite Auswahl an Bandagen zur Verfügung. Für jeden Wundentyp gibt es dabei jeweils die theoretisch effizienteste Bandage. Da Sanitäter aber ohnehin zeitnah nähen können, ist es nicht notwendig, diese alle auswendig zu beherrschen.

Im Allgemeinen sind elastische Bandagen (elastic bandage) am schnellsten angewendet, allerdings nicht sehr haltbar. Dagegen bieten Mullverbände (packing bandage) eine gute Balance aus Geschwindigkeit, Wundabdeckung und Haltbarkeit.

Hämostase

Im menschlichen Blut befinden sich sogenannte Thrombozyten (Blutplättchen), welche sich bei einer offenen Wunde an das getroffene Gewebe und aneinander heften und so für einen natürlichen Wundverschluss sorgen. So kann es sein, dass sich kleinere Wunden auch ohne Bandagieren schließen.

Mit zunehmenden Blutverlust nimmt aber auch die Fähigkeit des Körpers dazu ab und großflächige Verwundungen bedürfen ohnehin medizinischer Aufmerksamkeit. Auf diesen Mechanismus sollte man sich also keinesfalls verlassen.

Wenn ein Herzschlag von mindestens 20 Schlägen pro Minute vorliegt, beginnt sich Schorf auf offenen Wunden zu bilden (unstable clot). Dabei verbraucht der Körper sogenannte Koagulationsfaktoren, welche ihm durch Blut- oder Plasmatransfusionen wieder zugeführt werden können, siehe unten.

Über einen Zugang kann ebenfalls Tranexamsäure (TXA) verabreicht werden, welche die Gerinnung stabilisiert. Das bedeutet, dass vorhandene Gerinnung stärker wird (entspricht packing bandage statt unstable clot). Tranexamsäure verursacht nicht von selbst Gerinnung, Koagulationsfaktoren müssen also unabhängig vorhanden sein!

Ausgleich von Blutverlust

Zum Anlegen von Blut und verabreichen einiger Medikamente benötigt man einen Zugang in die Blutbahn des Patienten. Dafür stehen 16g Kanülen (ca. 1,5 mm Durchmesser, intravenös) sowie FAST-IO-Systeme (intraossär) zur Verfügung. Mit einer 16g Kanüle können Venen an den Extremitäten (Arme und Beine) punktiert werden, vorausgesetzt das betroffene Körperteil ist nicht zu stark verwundet oder mit einem Tourniquet abgeschnürt (ein Zugang kann dann zwar gelegt werden, Flüssigkeiten und Medikamente gelangen allerdings nicht ins System). Falls das Legen eines Zuganges so nicht möglich ist, erlaubt die FAST IO (First Access for Shock and Trauma IO) einen Zugang über das Knochenmark des Brustbeins (sie wird also am Torso angewandt, stellt aber einen deutlich schmerzhafteren und invasiveren Eingriff dar). Außerdem kann mit der FAST IO auch dann Flüssigkeit verabreicht werden, wenn kein Puls vorliegt.

Bemerkung: Da Blut und Blutplasma zuerst einem anderen Menschen abgenommen wurden, spricht man im Gegensatz zur Salzlösung streng genommen von Transfusionen statt Infusionen und zusammenfassend von Flüssigkeit oder Fluiden.

Statusmeldungen

  1. „Lost Some Blood“: 6,0 bis 5,1 Liter
  2. „Lost a Lot of Blood“: 5,1 bis 4,2 Liter
  3. „Lost a Large Amount of Blood“: 4,2 bis 3,6 Liter
  4. „Lost a Fatal Amount of Blood“: 3,6 bis 3,0 Liter

Ein Blutvolumen unter 3 Litern ist tödlich.

Flüssigkeiten

Zum Flüssigkeitsausgleich stehen Blut, Blutplasma und isotonische Kochsalzlösung zur Verfügung. Blut und Blutplasma enthalten dabei die zur Blutgerinnung nötigen Koagulationsfaktoren und sind von höherer Güte als Salzlösung. Zudem nehmen alle Flüssigkeitsoptionen unterschiedlichen Einfluss auf den pH-Wert des Blutes, (siehe Nierenfunktion).

  • Vollblut: sehr viel Koagulationsfaktor, positiven Einfluss auf den Blut-pH-Wert
  • Plasma: viel Koagulationsfaktor, sehr positiven Einfluss auf den Blut-pH-Wert
  • isotonische Kochsalzlösung: kein Koagulationsfaktor, negativen Einfluss auf den Blut-pH-Wert

Transfusionen im Feld

Nötigenfalls kann auch mittels eines Transfusionskits im Feld Spenderblut gewonnen werden.

Blutgruppenverträglichkeit

Der folgende Abschnitt wird wichtig, wenn man im Feld gewonnene Blutreserven verwenden möchte. Das Verabreichen von Plasma, Salzlösung oder dem standardmäßig mitgeführten Gruppe-0-Blut kann bedenkenlos erfolgen.

Man kann sich merken, dass dabei die Spenderblutgruppe gewissermaßen in der des Empfängers „enthalten“ sein muss (dabei steckt „-“ gewissermaßen in „+“). Möchte man herausfinden, ob ein Patient eine bestimmte Blutgruppe empfangen kann, testet man also, ob das Spenderblut in seine Blutgruppe „hineinpasst“.

Eine vollständige Übersicht liefert die folgende Grafik[TODO: Grafik einfügen].

Bei falscher Blutgruppengabe

Dass die falsche Blutgruppe verabreicht worden ist, erkennt man in der Regel an einer rapide fallenden Herzrate. Das Klumpen der Blutkörperchen kann vermindert werden, indem Schmerztabletten in großer Anzahl verabreicht werden. Die Infusion muss natürlich sofort abgebrochen werden.

Blutdruck

Der Blutdruck nimmt mit steigendem Blutverlust ab, wenn dieser also ausgeglichen wurde und Herzschlag vorhanden ist, sollte sich der Blutdruck von selbst normalisieren. Ein Wert von etwa 120 : 80 mmHg gilt als normal.

Herzinfarkt

Nachdem ein Herzstillstand festgestellt wurde, wird der Patient an einen Automatischen Externen Defibrillator (AED) angeschlossen. Dieser ist in der Lage, das Rhythmusmuster zu bestimmen und ggf. zu defibrillieren.

Defibrillierbare Arrhythmien

Gibt der Defibrillator „shock advised“ zurück, handelt es sich um eine pulslose ventrikuläre Tachykardie (pVT) oder ventrikuläre Fibrillation (VF). In beiden Fällen krampft der Herzmuskel, bzw. die Herzkammern arbeiten gewissermaßen gegeneinander sodass das Herz keine Auswurfleistung erbringt. Somit ist kein Puls spürbar. Ein Schock des Defibrillators berichtigt möglicherweise dieses Kammerflimmern. Zudem werden unterstützend Epinephrin, Amiodaron und Lidocain (in dieser Reihenfolge, zwischen Schocks, Amiodaron höchstens einmal) eingesetzt.

  1. Schock, Epinephrin, Rhythmus analysieren. Wenn weiterhin schockbar:
  2. Schock, Amiodaron, Rhythmus analysieren. Wenn weiterhin schockbar:
  3. Schock, Lidocain, Rhythmus analysieren. Wenn weiterhin schockbar:
  4. Schock, Epinephrin, Rhythmus analysieren. Wenn weiterhin schockbar diesen Punkt wiederholen.

Verabreichen von Amiodaron verursacht in einem von drei Fällen eine Bradykardie, also eine besonders niedrige Herzrate für längere Zeit. Eine Bradykardie kann mit Atropin behandelt werden.

Asystolien

Gibt der Defibrillator „no shock advised“ aus, handelt es sich um eine Asystolie, also einen tatsächlichen Herzstillstand. Hier bleibt nur Epinephrin zu verabreichen gefolgt von drei Einheiten Herz-Lungen-Wiederbelebung, diese Kombination muss stetig wiederholt werden.

Wichtig: Amiodaron senkt die Erregbarkeit des Herzmuskels. Dies hilft bei Kammerflimmern, man beide Herzkammern durch einen Stromstoß des Defibrillators „synchronisieren“ möchte. Bei einer Asystolie, bei der gar kein Herzschlag vorliegt, verschlechtert es den Zustand des Patienten allerdings noch. Falls man sich also unsicher ist, welche Art Infarkt vorliegt, sollte man jeden Herzstillstand wie eine Asystolie behandeln.

Nierenfunkion

Werden große Mengen Blutverlust durch Salzlösung ausgeglichen, kann dies die Nieren schädigen. Im schlimmsten Falle versagen sie, was zu einem Herzstillstand führt.

Diagnose

Über die Option Examine Patient » Check Breath lässt sich der Atem des Patienten kontrollieren. Ein metallischer Geruch deutet auf mangelnde Nierenfunktion hin.

Behandlung

Transfusion von Blut oder ersatzweise Plasma verbessert den pH-Wert des Blutes und entlastet die Nieren wieder.

In medizinischen Fahrzeugen und Einrichtungen gibt es auch die Möglichkeit, eine Dialyse durchzuführen.

zuletzt bearbeitet: Donnerstag, 2. März 2023